Ernährung in der TCM: Alles Reis, oder was?

Food – 23. Mai 2022
TCM Tee-Zeremonie

Wusstet ihr, dass Pfefferminztee kühlt, auch wenn ihr ihn heiß trinkt? Dass Ingwer dagegen wärmt, obwohl er unser kaltes Sushi begleitet? Oder dass Getreide immer neutral wirkt – egal ob ihr es erhitzt oder nicht? Auch wenn wir uns dessen oft gar nicht bewusst sind: Viele Lebensmittel erzeugen ein Gefühl von Kälte oder Wärme – ungeachtet ihrer tatsächlichen Verzehrtemperatur. Die Ernährungslehre in der TCM (Traditionell-Chinesische-Medizin) geht so weit, zu sagen: Alle Lebensmittel wirken thermisch. Und damit beeinflussen sie unmittelbar das Gleichgewicht von Yin und Yang in unserem Körper, das nach der Traditionellen Chinesischen Medizin die Basis für Gesundheit ist.

Inhaltsverzeichnis

Aller Anfang ist Qi

Für die Chinesen und in der TCM steht das Qi, die Lebensenergie des Menschen, an erster Stelle. Grob vereinfacht ist Qi das, was für uns Westler die Gene sind. Ein Päckchen, das wir mit auf die Welt bekommen haben und das großen Einfluss darauf hat, wie gesund wir im Verlaufe unseres Lebens sind. Zum Glück ist das aber nicht alles. Sonst könnten wir uns ja gleich unserem vermeintlichen Schicksal in die Arme werfen und jede gesunde Lebensführung ignorieren. Nein, neben den Genen – oder der entsprechenden Menge Qi – kommt es gerade darauf an, wie wir leben: Wie wir uns ernähren, bewegen, arbeiten, entspannen und verbinden. Alle, West und Ost (und überhaupt) sind sich einig: Unsere Ernährung beeinflusst unsere Gesundheit. Die TCM geht aber noch einen Schritt weiter: Ernährung ist Medizin, sie bestimmt unsere Gesundheit direkt und unmittelbar. Und zwar, indem sie den Fluss des Qi im Körper anregt. Aber wie?

Gesundheit ist: Yin und Yang im Gleichgewicht

Chinesisches Glückskätzchen

Die Lebensenergie Qi wird angeregt durch das dynamische Spannungsverhältnis des Gegensatzpaares Yin und Yang – Einem Urprinzip der chinesischen Philosophie. Yin steht dabei sinnbildlich für Leere, innen und Kälte. Yang entsprechend für Fülle, außen und Wärme. Beide Kräfte stehen in einem wechselseitigen Abhängigkeitsverhältnis: Sinkt die Kraft des Yin im Körper, steigt entsprechend die des Yang – bis sich die Dynamik wieder umkehrt. Die beiden Kräfte befinden sich in der TCM demnach in einem beständigen, zyklischen Wandel, innerhalb dessen das Qi frei fließen kann. Durch Krankheit, Stress oder falsche Ernährung kann diese Balance gestört werden – Yin oder Yang sind dauerhaft zu niedrig oder zu hoch, die Wandlungsphasen finden nicht statt und das Qi stagniert. Diese Störungen lassen sich in der TCM anhand gewisser körperlicher Merkmale diagnostizieren, u.a. mittels Zungendiagnose. Und spätestens hier kommt die Ernährung ins Spiel.

Die Balance wiederfinden – mit der thermischen Wirkung von Nahrung

Je nach Ursache der Störung des Yin-Yang-Verhältnisses sollten bestimmte Lebensmittel nun häufiger gegessen oder ganz weggelassen werden. Entscheidend dabei ist deren thermische Wirkung: Wer nämlich zu viel Yang aufweist, sollte darauf achten, weniger warm wirkende Speisen zu essen bzw. kühlende Nahrung zu sich nehmen. Ein Pfefferminz-Tee wäre einem Ingwertee hier vorzuziehen. Umgekehrt können Menschen mit Yang-Mangel gerne häufiger Wärmendes und Scharfes essen. Zitrusfrüchte – besonders im Winter – sollten bei Yang-Mangel gemieden werden, da sie thermisch kalt wirken.

Der Star unter den harmonisierenden Lebensmitteln: Reis

Reis-Brei mit Früchten TCM

Grundsätzlich sollte der Großteil der Nahrung aus neutral wirkenden Lebensmitteln bestehen, die dann – je nach Ausgangslage – mit therapeutisch wirksamer Nahrung ergänzt werden. Das neutral wirkende, harmonisierende Lebensmittel schlechthin ist: Reis. Kein Wunder, dass in China ohne ihn rein gar nix läuft. Bei meiner letzten Chinareise habe ich mich mal ganz bewusst von den kleinen Continental-Breakfast-Ecken in den Hotels ferngehalten und mich unter die Asiaten gemischt: Als erstes gibt’s – gewissermaßen als Warm-up! – einen faden, aber wohltuenden Reis-Congee. Den bekommt man, indem man einen Teil Reis auf zehn Teile Wasser auf kleinster Flamme köcheln lässt. Nach fünf Stunden ist das Ganze dermaßen sämig und geleeartig, dass man es nur noch schlürfen kann. Und genau das macht man in China als erstes nach dem Aufstehen. Allerdings darf man sich währenddessen schon auf gedünstete Wan-tans, im Wok geschwenkte grüne Bohnen und gerösteten Tofu freuen. Ich habe das Frühstücksritual aus China jedenfalls beibehalten und finde, dass es äußerst wohltuend ist. Vielleicht haben Sie ja auch mal Lust, sich das ein oder andere aus Fernost abzuschauen?

Eine gute Einführung in die TCM gibt es ebenfalls bei uns im Blog. Dort findet ihr auch einen Überblick über alle Hotels, die TCM anbieten.

Tanja
Tanja ist auf der Suche nach allem, was das Leben genussreich und lebendig macht. Zu Essen und Wein sagt sie selten Nö – vorausgesetzt, es ist gut und lecker. Am liebsten kocht sie jedoch selbst. Dabei probiert sie immer wieder neue Richtungen aus, aktuelle Passion: …

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