Wer der digitalen Welt für eine Weile entsagen möchte, muss dazu nicht gleich in eines der in den Medien viel zitierten Digital Detox Camps entschwinden. Und doch gestaltet sich „einfach mal off sein“ im Alltag bei weitem nicht so einfach wie es klingt. Viel zu weit fortgeschritten ist die Durchdringung des Internets in alle unsere Lebensbereiche – egal ob beruflich oder privat. Zugleich sind davon längst nicht nur die Digital Natives oder Leute aus der Medienbranche betroffen, auch der Seniorenclub organisiert sich heute übers Internet. Es ist also ein wenig Vorbereitung nötig, um hier zeitweise auszusteigen. Vor allem, weil die ständige Erreichbarkeit über das Netz heute in gewisser Weise stillschweigend vorausgesetzt wird – von Mutti ebenso wie von den Kollegen.
Am Anfang von Digital Detox steht daher die Kommunikation des Vorhabens, möglichst flächendeckend, vor allem wenn man weiß, dass im eigenen Netzwerk Personen sind, die eine zeitnahe Reaktion gewohnt sind. Einsteigen lässt sich mit einer Dauer von 24 Stunden, einige Camps laufen über zwei Tage bis zu einer Woche.
Danach geht es ans Eingemachte: Tschüss sagen zu Smartphone, Tablet und Rechner. Wenn man bedenkt, dass laut Bundesamt für Strahlenschutz die Mehrheit der Deutschen das Smartphone nachts in Reichweite legt, wird deutlich, dass dies für so manchen keine leichte Trennung sein dürfte.
Nachdem man also völlig auf sein analoges Ich zurückgeworfen wurde, verbringt man die Zeit am besten damit, dieses mal wieder so richtig mit Energie zu versorgen. Nach dem Motto: Wenn wir beide schon ganz allein hier sind, machen wir es uns wenigstens schön! Rausgehen in die Natur, Freunde in einem Café treffen, ganz ohne Instagram- oder Pinterest-Publikum schön kochen und beim Langweilen eigene Gedanken haben statt sich mit denen der anderen auf Facebook abzulenken.
Die meisten werden überrascht sein, wie stark der Reflex ist, alle paar Minuten aufs Handy zu schauen – man könnte ja was verpassen. Doch da ist kein Handy, wir entschlacken ja gerade digital. Digital Detox sollte man daher auch nutzen, um den eigenen Umgang mit allen digitalen Dingen zu überdenken – und gegebenenfalls zu korrigieren. Ein Bewusstsein dafür, was wir so tagtäglich tun und ob uns das wirklich gut tut, ist auch in Zukunft wichtig, damit wir von der Digitalisierung profitieren und weniger unter ihren Nachteilen leiden.